Alle auf die Positionen, Abstand halten, das Spiel beginnt!
Mörschied, 29. August.
Noch herrscht reges Treiben, Putzen und Polieren. Sitzt die Perücke, hält die Schminke? Das sind die Dinge, die aktuell die Darsteller bewegen. Es ist die letzte Probe vor der Premiere zu „Der Ölprinz 2.0“. Im Backstage-Bereich der Freilichtbühne Mörschied werden die Sattelgurte nochmals nachgezogen, der Waffenmeister füllt die Platzpatronen ein und auch der Pyrotechniker steht in Position.
Generalprobe vor Spielstart am 5. September
„Ma, ma, brrrrr, neuiii, miauu, wenn ich mich nicht irre, hi, hi, hi“ mit solchen Sprechübungen stimmt sich der junge Sam-Hawkens-Darsteller in seine Rolle ein. Dann: die Fanfare ertönt und Regisseur Marcel Gillmann ruft ein letztes Mal seine Anweisung: „Achtung! Alle auf die Positionen, denkt an Abstand. Wir starten!“ Und schon erfüllt die markante Erzählerstimme von Gordon Piedesack die Luft der Freilichtbühne.
Mit der letzten Samstagsprobe reduzieren sich auch die Spielanweisungen des Regisseurs auf ein Minimum. Drei anstrengende Probenwochenenden liegen hinter den Darstellern, nun das Finale, jetzt muss alles sitzen: Texte, Auftritte, Hintergrundgeschehen der Statisten und vor allem das Mitwirken der tierischen Kollegen, der Pferde.
Hygienekonzept und Maskenpflicht
Vieles wurde während der Proben-Zeit geleistet. Der Bühnenbau wurde fertiggestellt und es musste vor allem ein Hygienekonzept her, das den Anforderungen in Zeiten einer Viruspandemie standhält. Dazu gehört auch, dass die Spieler Mund-Nase-Masken tragen und auf Abstand achten, sofern sie nicht gerade auf der Bühne sind - bei eingeschworenen Freundschaften oft nicht einfach.
Der Zuschauerbereich wurde ebenfalls ausgerüstet. Auch hier dominieren die hygienesichernden Vorkehrungen. Maskenpflicht auch für die Gäste. Die Tribünenplätze sind so angelegt, dass der notwendige Sicherheitsabstand gewährleistet werden kann – Familien sitzen selbstverständlich zusammen. Deshalb sind pro Vorstellung auch nur 350 Gäste möglich, wo eigentlich Platz für 1.000 Personen wäre. Wer sich also Tickets gesichert hat, sitzt fast wie ein VIP mit individuellem Platzkomfort. Auch Speisen- und Getränke-Angebot wurden entsprechend den aktuellen Vorschriften angepasst. Sicherheits- und Ordnungspersonal koordiniert alle Bewegungen im Publikumsbereich.
Freilichtbühnen-Indianer verteidigen Kulturgut
Ein hoher organisatorischer Aufwand liegt hinter den Verantwortlichen. Der erste Vorsitzende Hans-Joachim Klein, gleichzeitig auch Old Shatterhand-Darsteller, unterstreicht das Konzept: „Die Sorge um die Gesundheit aller Beteiligten geht absolut vor. Deshalb sind wir auch nicht wie geplant im Juni mit unserem neuen Stück „Halbblut“ gestartet, sondern unser Regisseur hat das Vorjahres-Stück umgeschrieben, so dass wir mit kurzer Vorbereitungszeit im September dennoch spielen können.“ Alexander Klein, Darsteller des Indianer-Häuptlings Mokaschi und Marketingverantwortlicher der Freilichtbühne, betont die Entscheidung zum Spielen: „Wir haben mit viel Energie einen Weg gefunden, unser geliebtes Hobby trotz allem in diesem Jahr noch ausüben zu können. Es macht einfach Spaß, unsere Zuschauer, die teilweise schon seit 30 Jahren unsere Stammgäste sind, mit unserem Spiel zu unterhalten. Außerdem sind die Themen des Abenteuerschriftstellers Karl May heute aktueller denn je. So bieten wir gleichzeitig Unterhaltung und Spannung und vermitteln dazu auch noch gesellschaftliche Werte. Denn die Handlungsstränge bewegen sind um Freundschaft, Toleranz, Hilfsbereitschaft und Völkerverständigung.“
Genau wie bei den großen und renommierten Karl-May-Bühnen, so hat auch die Freilichtbühne Mörschied in den nun schon 31 Jahren ihres Bestehens ihren Platz im regionalen kulturellen Leben gefunden. Einen großen Anschub dazu leistete die 2019 von den Mörschiedern initiierte Karl-May-Messe in Idar-Oberstein, die erste ihrer Art in Deutschland. Hier wurden Netzwerke und Freundschaften gegründet, die „sicherlich auch den aktuellen Aktivitäten während des Corona-Lockdowns einen Vorschub geleistet haben“, so Alexander Klein.
Mit Kreativität aus dem Lockdown
Die jeweiligen Absagen der Sommersaison waren allerdings für die einzelnen Freilichtbühnen noch lange kein Grund, zu resignieren. Mit Energie und Kreativität sagte man Corona den Kampf an. „Wenn nicht live, dann online“, so die Devise. Über die sozialen Medien blühte ein wahrer Boom an Karl-May-Beiträgen auf: Online-Lesungen, Videosequenzen und Fotostrecken erreichten so ganz schnell einen großen Konsumentenkreis. Lesesequenzen aus Karl-May-Klassikern wie „Der Ölprinz“ oder „Old Firehand“ wurden online gestellt. Und die Herzen der Freilichttheater-Fans schlugen wieder höher. Mit den ersten Lockerungen reagierten einzelne Bühnen sogleich wieder mit Präsenz-Veranstaltungen wie Führungen für kleine Gruppen, bei denen auch sonst nie einsehbare Backstage-Bereiche besucht werden konnten. Andere boten Stuntshows und wieder andere kreierten sogar Aufführungen mit Lokalkolorit.
Für die Mörschieder Freilichttruppe ergaben sich ganz besondere Highlights, denn gleich drei der Hauptdarsteller durften unter der Regie des „Kalkberg-Reporters“ aus der Hochburg Bad Segeberg bei den Lesungen mit dabei sein: Alexander Klein, Marcel Gillmann und der Mörschieder Winnetou-Darsteller Eric Nisius. Hinzu kam dann noch, dass der Schauspiel-Profi Marcus Jakovljevic sein Mitwirken zugesagt hat – und das ehrenamtlich. Denn für die Vereinsführung der Karl-May-Bühne aus dem Hunsrück bedeutet der Ausfall einer Sommersaison gleichzeitig auch das Ausbleiben von Einnahmen. So sehen Vereinsführung und Darsteller-Crew nun doch noch hoffnungsvoll einer Saison im September entgegen.
Austausch-Banditen und Newcomer
Eine Saison mit einer Terminverschiebung von drei Monaten zu starten, bedeutet für eine Laienbühne wie in Mörschied auch die Frage: wer hat überhaupt im September Zeit? Denn Laienspieler führen nun mal auch ein ziviles Berufsleben, das sich oftmals nicht nach Wild-West im September richtet. So war die Zusage von Profi-Schauspieler Jakovljevic als Austausch-Bandit ein rechter Gewinn. Trotz Bühnenabschied im Vorjahr war auch Marlis Doehring wieder bereit, als Rosalie Ebersbach durch die Mörschieder Prärie zu ziehen. Als Newcomer mit dabei sind Niklas Worst, der sich in Sam Hawkens verwandelt und Benny Engel, der mit viel Ausstrahlungskraft und Häuptlingswürde die Rolle des Nitsas-Ini verkörpert.
Indianer-Sommer vom 5. bis 27. September
„4 Wochen Proben im August liegen nun hinter uns. Es war ambitioniert, noch im Juni sagten wir das geplante neue Stück ab und erst mit den offiziellen Lockerungen machte ich mich an den Umbau von „Der Ölprinz“ - das Stück vom Vorjahr. Denn Abläufe und Texte sitzen noch bei den gesetzten Darstellern. Und die Neuen haben alles gegeben, um sich schnell – und erstaunlich gut – in die Rollen einzufinden. Ich bin sehr zufrieden und zuversichtlich, dass alles so funktioniert wie geplant.“ so das Fazit von Regisseur Marcel Gillmann. „Das einzige, was ich immer wieder wiederhole ist der Appell „Masken auf und haltet Abstand, nur so können wir uns und andere schützen und im September spielen!“.
Kartenbuchung online – einfach, schnell und sicher
Wer also bislang noch keine Karte hat, der sollte schnell buchen: www.karl-may-moerschied.de oder www.ticket-regional.de.
Am Samstag, 5. September ist Premiere für „Der Ölprinz 2.0“. In der vorgerückten Jahreszeit hat man den Beginn der Abendvorstellungen samstags – und auch an zwei Freitagen – auf 19:30 Uhr vorverlegt. Sonntags beginnen die Vorstellungen wie gewohnt um 15:00 Uhr. Mit dem Klassiker „Der Ölprinz“ beschert die Freilichtbühne Mörschied ihren Zuschauern wieder gute zwei Stunden Abenteuerromantik mit Winnetou und Old Shatterhand – und nicht zu vergessen mit den maskierten Bösewichten.
Gute Sicht auf allen Plätzen und Barrierefreiheit
Trotz aller Schutzvorkehrungen hat die gute Sicht auf allen Plätzen der Mörschieder Freilichtbühne nichts eingebüßt. Im Gegenteil: wenige Zuschauer mit größerem Abstand versprechen eher eine noch bessere Sicht auf die Szenerie im Hunsrücker Wilden Westen. Die bekannte Barrierefreiheit besteht weiterhin, im Tribünenzugang wie zu den Sanitär- oder Gastronomiebereichen. Auch Parkplatz ist ausreichend vorhanden.
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